Die Sassenburg von Süden. Foto: I. Eichfeld

Ehrenamt trifft Wissenschaft: Archäologische Ausgrabungen an der Sassenburg

veröffentlicht: am 05.08.2021     Presseinformation

Obwohl die Sassenburg eines der wichtigsten Bodendenkmale in und um Gifhorn ist, liegen über sie so gut wie keine gesicherten Informationen vor. Das soll sich nun ändern: Noch bis zum 27. August wird in einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft des Museums- und Heimatvereins Gifhorn e.V., der Universität Leipzig (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte) und der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn eine archäologische Untersuchung durchgeführt, um Hinweise auf die Zeitstellung und Funktion der Befestigung zu gewinnen.

Zugleich sollen die Studierenden und die Ehrenamtlichen der Arbeitsgemeinschaft die Möglichkeit bekommen, sich mit den grundlegenden Methoden der archäologischen Grabungstechnik vertraut zu machen.

„Die Sassenburg ist ein sehr spannender Ort, weil noch so gut wie nichts über die Anlage bekannt ist“, sagt Landrat Dr. Andreas Ebel. „Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass sich nun ein professionelles Team die Zeit für archäologische Untersuchungen nimmt. Ich wünsche allen Beteiligten ein gutes Gelingen und hoffentlich erkenntnisreiche Funde.“

Die Sassenburg liegt etwa vier Kilometer östlich des Gifhorner Stadtzentrums an einer alten Aller-Furt und ist das größte Bodendenkmal der Stadt. Das für die unmittelbar angrenzende Gemeinde Sassenburg namengebende archäologische Denkmal ist heute bewaldet und sehr dicht mit Farn bewachsen, so dass vor Ort kaum etwas zu erkennen ist. Alte Planaufnahmen sowie moderne Laservermessungen zeigen jedoch deutlich einen annähernd kreisrunden Wall von etwa 65 Meter Durchmesser und stellenweise noch rund zwei Meter Höhe. Auf der Ostseite des Walls sind noch Teile eines Grabens vorhanden.

 „Vergleichbare Anlagen werden meist in das ausgehende Frühmittelalter datiert, also etwa in die Zeit vom 9. bis 11. Jahrhundert“, berichtet Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld. „Ob das auch auf die Sassenburg zutrifft, muss sich noch zeigen“. Für gewöhnlich handele es sich nicht um dauerhaft bewohnte Plätze, sondern um Verteidigungsanlagen, die nur in Notzeiten aufgesucht wurden. Dementsprechend gering sind die Erwartungen, was das Fundmaterial angeht. „Ein wichtiges Ziel ist es, Probenmaterial zu gewinnen, das dann in einem C14-Labor genauer datiert werden kann. Darüber hinaus stehen der Aufbau des Walls und die Frage einer möglichen Innenbebauung im Vordergrund“, verrät Archäologe Uwe Kraus, der als Betreuer von der Universität Leipzig vor Ort ist.

Finanzielle Unterstützung erhalten die Forschenden von der Niedersächsischen BINGO-Umweltstiftung, die das Vorhaben mit einem Betrag von 4400 Euro unterstützt. Die Stadt Gifhorn stellt außerdem eine Unterkunft für die Studierenden sowie einen Bauwagen zur Verfügung.

Abschließend bitten die Forschenden darum, von spontanen Besuchen auf der Grabung abzusehen. Wer sich auf dem Laufenden halten möchte, kann sich tagesaktuell auf dem Ausgrabungsblog informieren: www.mhv-gifhorn.de/sassenburg. Gegen Ende der Untersuchung ist ein Tag der offenen Grabung sowie ein Pressetermin geplant, auf dem sich vor Ort umgeschaut werden kann. Nähere Informationen zum Termin folgen.