"Frei leben - ohne Gewalt!" - Fahnenaktion im Schlosshof

Anlässlich des „Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen“ lädt das NETZwerk GEGEN häusliche und sexualisierte Gewalt ein, sich als Zeichen gegen Gewalt an Frauen unter der Fahne „Frei leben - ohne Gewalt“ zu versammeln. Die Fahnenaktion findet seit 2001 statt.

Zusammen mit dem orangefarbenen Anleuchten des Schlosses Gifhorn und der Hochzeitsmühle „Devorgilla“ als weithin sichtbares Zeichen gegen Gewalt wurde auf dem Schlosshof die Fahne „Frei leben ohne Gewalt!“ gehisst. Sie soll Passantinnen und Passanten darauf aufmerksammachen, dass Alltagssexismus und Gewalt gegen Frauen in häufig hohem Maße tagtäglich zu ihrer Lebenswirklichkeit gehört.

Das NETZwerk GEGEN häusliche und sexuelle Gewalt im Landkreis Gifhorn hisst in diesem Jahr erstmals mit dem neuen Landrat Tobias Heilmann auf dem Schlosshof die Fahne. Erfreut zeigten sich die Netzwerkmitglieder darüber, dass auch Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich, Ines Klielhorn (Samtgemeindebürgermeisterin der Samtgemeinde Papenteich) und Karin Single (Samtgemeindebürgermeisterin der Samtgemeinde Meinersen) es sich nicht nehmen ließen, ihrerseits Flagge zu zeigen.

„Die Statistiken unserer Beratungseinrichtungen und der Polizei zeigen ein für uns erschreckendes Bild“, sagt Landrat Tobias Heilmann. „Für Frauen sind Pandemie-Zeiten deutlich unsicherere Zeiten Schon in der Vergangenheit waren viele Frauen und ihre Kinder nicht sicher vor Partnerschaftsgewalt – aber was wir jetzt sehen, ist zuftiefst verstörend. Hier brauchen wir absolut ein gutes Hilfesystem, aber auch die Courage der ganzen Gesellschaft. Das ist auch eine Frage der Haltung jedes einzelnen hierzu. Helfen und einschreiten ist für mich die Devise!“

Die Situation im Bereich der häuslichen/sexuellen Gewalt bei der Polizeiinspektion und den Gewaltberatungsstellen im Landkreis Gifhorn sah in 2020/2021 wie folgt aus:

Frauenhaus Gifhorn:

Bewohnerinnen 2021: bisher 26 Bewohnerinnen, davon 23 mit Migrationshinter-grund und mit oft sehr wenig Sprachkenntnissen. Ohne Kinder kamen 13 Frauen, alle anderen mit einem Kind bis zu 4 Kindern.  Auch ambulante Kontakte prägen den Alltag der Sozialarbeiterinnen des Frauenhauses: bisher 79 Frauen mit insg. 143 Kontakte wurden beraten.

Stichtag: 12.11.2021

Biss –Beratungsstelle:

In 2021: bis Mitte November waren es 172 Fälle, die Unterstützungs- und Beratungsbedarf hatten. Sieht man sich hier die vergangenen Jahre an, so ist eine deutliche Steigerung sichtbar.

PI Gifhorn:

Häusliche Gewalt - Erläuterungen

Im Pandemie-Jahr 2020 stieg die Zahl von Fällen Häuslicher Gewalt sehr deutlich an. Sie entspricht damit einem Trend, der bereits seit 10 Jahren anhand der polizeilich registrierten Anzeigen in Niedersachsen deutlich messbar ist. Allerdings zeigt es auch, dass das Thema „Häusliche Gewalt“ nicht länger tabuisiert wird und somit eine Verschiebung aus dem Dunkelfeld in das Hellfeld stattgefunden haben dürfte. Die Fallzahlen der „Häuslichen Gewalt“ sind im Betrachtungszeitraum 2020 um 123 auf 373 Fälle stiegen.

In 239 Fällen handelte es sich dabei um Körperverletzungen.

Sexualdelikte:

Laut Aussagen der PI Gifhorn kommt Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung  wegen der Schwere der Rechtsgutverletzung in der Öffentlichkeit und insbesondere beim einzelnen Betroffenen eine besondere Bedeutung zu. Dieser Deliktsbereich ist stark vom Anzeigeverhalten der Bevölkerung abhängig. Auch hier zeigt sich im Mehrjahresverlauf ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen.

Alle Hilfs- und Beratungsangebote bei sexualisierter und/oder häuslicher Gewalt sind zu finden auf der Internetseite: www.gegen-häusliche-sexuelle-gewalt.de. Weitere Informationen sind erhältlich bei der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Gifhorn unter der Telefonnummer: 05371/82-386.