Die Archäologin Melanie Müller-Passerschröer und ihr Kollege Michael Mohr bei der Arbeit (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).

Erneut archäologische Funde bei Pipeline-Bau

veröffentlicht: am 17.06.2021     Presseinformation

Bei Erdarbeiten auf der künftigen Trasse der Erdgastransportleitung von Walle nach Wolfsburg sind erneut archäologische Funde zum Vorschein gekommen.

Östlich von Meine wurde in der vergangenen Woche der Mutterboden im Trassenbereich abgeschoben. Die von dem verantwortlichen Unternehmen Gasunie beauftragten Archäologen, entdeckten dabei mehrere dunkle Verfärbungen im anstehenden Sand. „Neben einzelnen Pfostengruben haben wir auch eine im Durchmesser etwa sechs Meter große Grube freigelegt. Diese gehörte wahrscheinlich zu einem Grubenhaus“, berichtet die Archäologin Melanie Müller-Passerschröer von der Ausgrabungs-Firma denkmal3D aus Vechta.

Grubenhäuser sind Gebäude, die mit ihrem Innenraum teilweise in das Erdreich eingesetzt waren. Bei Pfostengruben wurde in diese Eingrabung ein oder mehrere Holzpfosten eingesetzt, um für mehr Stabilität des Gebäudes oder des Fundaments zu sorgen. Genutzt wurden Grubenhäuser beispielsweise als Nebengebäude, Lager- oder Werkstätten.

Hatte ein Grubenhaus seine Aufgabe erfüllt, wurden die Gruben meist mit Siedlungsabfall verfüllt. Ein Glückfall für die Archäologen, denn in die Verfüllung gelangten auch Scherben zerbrochener Keramikgefäße sowie ein Spinnwirtel aus Ton. „Der Spinnwirtel saß ursprünglich als Schwungmasse am unteren Ende einer Handspindel, die zum Spinnen von pflanzlichen oder tierischen Fasern benutzt wurde. Es gab hier also eine lokale Textilproduktion“, so Müller-Passerschröer.
Die Scherben der Keramikgefäße können von den Spezialisten näher datiert werden.

„Die Form der Randscherben und die Machart der Keramik sprechen für eine Datierung in die ältere vorrömische Eisenzeit, etwa 600 bis 300 v. Chr.“, erläutert Dr. Ingo Eichfeld, Gifhorner Kreis- und Stadtarchäologe. „Die Zeitstellung passt zu den Funden in der Nähe, die bei Voruntersuchungen im September vergangenen Jahres entdeckt worden sind. Offenbar wurde hier ein größeres Siedlungsareal angeschnitten.“

Zufrieden mit dem Ablauf der archäologischen Untersuchungen zeigt sich auch Alexander Maus, Ingenieur und Projektleiter bei der Gasunie: „Es hat sich bewährt, dass bei den Erdarbeiten immer ein Archäologe vor Ort ist. Dadurch lernen wir nicht nur etwas über unsere Vergangenheit, sondern Vermeiden auch Verzögerungen beim Bau, da unvermutet auftretende Befunde sofort untersucht werden können.“