Neu und alt: Neuzeitliches und mittelalterliches Gefäßfragment.

Neu und alt: Neuzeitliches und mittelalterliches Gefäßfragment.

Archäologische Untersuchungen in Steinhorst - Geschichte wird lebendig

veröffentlicht: am 21.07.2020     Presseinformation

Der ehemalige Gasthof Heine in Steinhorst wird abgerissen. Auf dem Gelände im Ortskern ist ein neuer Supermarkt der EDEKA-Gruppe geplant. Bevor dieser gebaut wird, begleitet der Kreisarchäologe Dr. Ingo Eichfeld die Abrissarbeiten, da er mit archäologischen Bodenfunden rechnet. Grund dafür ist die Lage des ehemaligen Gasthofes unmittelbar an der Lachte-Furt, direkt am alten Marktplatz sowie am Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrswege.

Erste Hinweise, dass die Vermutung des Kreisarchäologen Dr. Ingo Eichfeld richtig ist, lieferten die Untersuchungen der Grabungsfirma Arcontor aus Wolfenbüttel unter der örtlichen Leitung von Robert Brosch. Die Mitglieder der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft des Museums- und Heimatvereins Gifhorn nutzten die Gelegenheit, um nach weiteren Fundstücken zu suchen, die von einer mittelalterlichen Besiedlung des Areals zeugen. 

„Da unsere regulären Treffen aufgrund der Corona-Beschränkungen derzeit nicht stattfinden können, freuen wir uns besonders über diese Möglichkeit, unserem Hobby an der frischen Luft nachzugehen“, erklärt Heinz Gabriel, der Leiter der AG. Neben dem langjährigen ehrenamtlichen Archäologen waren auch einige Neulinge dabei, die erstmals mit Spaten und Kelle in die Vergangenheit vordrangen und die grundlegenden Schritte der archäologischen Dokumentation kennenlernten. 

Im Fokus der ehrenamtlichen Archäologen steht nicht das eigentliche Gasthaus, sondern das benachbarte Gelände, auf dem zukünftig ebenfalls der Supermarkt Platz finden soll. An dieser Stelle hat 1873 noch ein kleines bäuerliches Gehöft gestanden, später wurde das Areal als Gartenland genutzt. Neben den Spuren der neuzeitlichen Besiedlung und des ehemaligen Wohn- und Stallteils konnten die Archäologen auch einige mittelalterliche Funde dokumentieren, darunter zum Beispiel Keramikscherben aus dem 13. Jahrhundert. 

„Was wir bisher gefunden haben, passt sehr gut zur Ersterwähnung des Dorfes Steinhorst 1244. Aber auch die Funde des 16. und 17. Jahrhunderts sind für uns von großem Interesse“, freut sich Dr. Ingo Eichfeld, der sich nicht nur hauptberuflich, sondern auch ehrenamtlich in der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft engagiert. „Zusammen mit den Recherchen von Jutta Rißmann zu den Steinhorster Haus-, Hof- und Kirchengeschichten wird die Geschichte wieder lebendig.“ 

Landrat Dr. Andreas Ebel betont: „Viele Bürgerinnen und Bürger investieren ehrenamtlich ihre Freizeit, um aus den kleinsten Puzzleteilen die Geschichte eines Ortes nachzuvollziehen und zu rekonstruieren. Das ist wirklich aller Ehren wert.“

Der Archäologe lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Investor und der Grabungsfirma und bedankt sich für die logistische Unterstützung bei den Eheleuten Franke und dem Leiter des Schulmuseums, Arne Homann.