Reste eines verbrannten Holzpfostens.

Reste eines verbrannten Holzpfostens.

Alte Funde – neue Fragen: Kreis- und Stadtarchäologie entdeckt Spuren einer mittelalterlichen Siedlung in Jembke

veröffentlicht: am 30.03.2021     Presseinformation

Auf dem Baufeld einer landwirtschaftlichen Halle am Nordausgang von Jembke wurde durch die Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn eine mittelalterliche Siedlung festgestellt. Beim Oberbodenabtrag kamen mehrere Erdverfärbungen zum Vorschein, die sich bei näherer Untersuchung als Gruben und Pfostensetzungen herausstellten. In einem Fall ließ sich sogar noch der Rest eines abgebrannten Holzpfostens dokumentieren.

Anhand von Scherbenfunden kann die Siedlung vorläufig in das 9./10. Jahrhundert datiert werden. Eine genauere zeitliche Einordnung soll die Auswertung der Keramik und eine C14-Analyse von Holzkohleresten erbringen. Ganz besonders freuen sich die Archäologen über zunächst unscheinbar wirkende Details. So weisen zwei Randscherben eine Durchlochung unter dem Rand auf.

„Diese dienten vielleicht zur Aufhängung der Gefäße“, erläutert Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld. „Mit der Neuentdeckung rücken aber auch altbekannte Fundstellen wieder in den Fokus. Ganz in der Nähe der Baustelle wurde nämlich bereits 1924 auf dem Klüschenberg ein Körpergräberfeld entdeckt, das den Slawen zugeschrieben wird. Möglicherweise haben wir hier die zugehörige Siedlung gefunden.“

Die Ergebnisse der mittlerweile abgeschlossenen Grabung werfen aber noch weitere Fragen auf, so etwa im Hinblick auf das Verhältnis zwischen der neu entdeckten Siedlung und dem heutigen „Altdorf“. Dieses liegt fast 700 Meter weiter südlich und besitzt mit seinen radial um die Kirche gruppierten Höfen die Struktur eines Rundlingsdorfes. Die offenbar planmäßig angelegten Rundlinge entstanden nach allgemeiner Auffassung erst im Zuge der Deutschen Ostkolonisation, die im 12. Jahrhundert einsetzte. Es ist also denkbar, dass es sich bei der Neuentdeckung um den Vorläufer des heutigen Dorfes handelt.

"Welchen Namen diese Siedlung getragen hat, wissen wir leider nicht“, bedauert Heinz Gabriel, der ehrenamtlich beauftragte Archäologe des Landkreises. Das in den Corveyer Traditionen von 826-876 erwähnte „Lianbeke“ wird zwar häufig mit Jembke gleichgesetzt, bezieht sich aber auf eine Wüstung Limke bei Holzminden. Der heutige Dorfname tritt erst 1339 als „Jembeke“ in Erscheinung.