Termine und Veranstaltungen der Kreisarchäologie
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Vampire, Burgen und Hipposandalen:
Vortragsreihe der Kreisarchäologie stößt auf großes Interesse
Bei der zwischen Oktober 2017 und Februar 2018 durchgeführten Vortragsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ war für jeden etwas dabei. Auf Einladung der Kreisarchäologie berichteten Fachleute jeweils einmal im Monat und an wechselnden Orten über verschiedene Themen aus der Archäologie und Geschichtswissenschaft. Den Auftakt machte Frau Dr. Babette Ludowici vom Braunschweigischen Landesmuseum. Die Spezialistin für frühgeschichtliche Archäologie berichtete im Historischen Museum Schloss Gifhorn über neu entdeckte Gräberfelder des 1. nachchristlichen Jahrtausends im Aller-Leine-Gebiet. Herausragende Grabbeigaben lassen nicht nur erkennen, dass die Menschen dieser Zeit weitreichende Beziehungen unterhielten, sondern ermöglichen es auch, die Toten mit überlieferten historischen Ereignissen in Zusammenhang zu bringen.
Im November verriet der Stader Kreisarchäologe Daniel Nösler, dass die Angst vor Untoten, Vampiren und Wiedergängern in früheren Zeiten weit verbreitet war. Die Leichen von Mitmenschen, deren Rückkehr und schädliches Tun man befürchtete, wurden daher mit Steinen bedeckt, gepfählt oder auch gefesselt. Hinweise auf solche abergläubische Riten finden sich nicht nur bei archäologischen Untersuchungen, sondern sind zum Teil auch in volkskundlichen Beschreibungen festgehalten. Die Zuhörer im voll besetzten Junkerhof in Wittingen erfuhren, dass im 19. Jahrhundert der Glaube an blutsaugende Vampire auch im Norden des Landkreises Gifhorn noch gegenwärtig war.

Vor rund 1000 Jahren machten kriegerische Raubzüge der Slawen und Wikinger die Gegend des heutigen Landkreises unsicher. Bischof Bernward von Hildesheim ließ daher in Wahrenholz an strategisch günstiger Stelle eine Burganlage errichten. Diese wurde im Jahr 2014 archäologisch untersucht und damit weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt. Anschaulich setzte der Historiker Dr. Christian Frey die Ergebnisse der Ausgrabungen mit den damaligen politischen Ereignissen in Beziehung, womit sich den Anwesenden spannende Einblicke in die Funktion der Anlage als Machtzentrum und Mittelpunkt des umliegenden Herrschafts- bzw. Wirtschaftsraums eröffneten.
Beim Jahresrückblick der Kreisarchäologie im Café der Burg Brome konnten sich die zahlreichen Zuhörer davon überzeugen, dass in der Archäologie nicht nur Spaten und Pinsel, sondern auch modernste Techniken wie das sogenannte Laserscanning zum Einsatz kommen. Wie bei den unlängst im Urwald von Guatemala gefundenen Siedlungsspuren der Maya werden mit diesem Verfahren auch im Landkreis Gifhorn immer wieder spannende Neuentdeckungen gemacht. Oft sind es aber auch Zufallsfunde, aus denen sich das archäologische Puzzle zusammensetzt. Als besonderes Highlight des Jahres 2017 gelten mehrere in Wasbüttel gefundene Glasperlen, die aus der Zeit zwischen 600 v. Chr. und Christi Geburt stammen und aufgrund ihrer Art sogar vor Ort produziert worden sein dürften.

Eng wurde es in der Kasematte des Historischen Museums Gifhorn, als Dr. Michael Geschwinde über das 2008 entdeckte Schlachtfeld am Harzhorn im Landkreis Northeim berichtete. Als die ersten Funde bekannt wurden – darunter eine eiserne „Hipposandale“ (antiker Hufschuh) und mehrere Waffenteile – wurde schnell klar, dass der Schauplatz eines blutigen Gefechts zwischen Germanen und Römern entdeckt worden war. Die weitere Forschung konnte zeigen, dass die Überreste wahrscheinlich mit einem im Jahr 235 n. Chr. unternommenen Rachefeldzug des Kaisers Maximinus Thrax in Verbindung zu bringen sind. Die Vermutung, dass das römische Heer dabei doch auch durch den Landkreis Gifhorn gekommen sein könnte, wollte der Referent zwar nicht bestätigen. Die Neuentdeckung zeigt jedoch, dass immer mit Überraschungen zu rechnen ist!
Überraschungen verspricht das Vortragsprogramm auch für das kommende Winterhalbjahr. Denn nach dem großen Erfolg ist klar, dass die Veranstaltung fortgesetzt wird. Am 11. Oktober geht es wieder los. Wer vorab per Email informiert werden möchte, kann sich in den Newsletter der Kreisarchäologie eintragen lassen (ingo.eichfeld@gifhorn.de).
Dr. Ingo Eichfeld
Abteilung 8.3 - Bauordnung und Ortsplanung, Kreisarchäologie
